02.02.2020
Pressemitteilung zum FLZ-Artikel "Im Notfall in ein anderes Krankenhaus"

Der finanziellen folgt die medizinische Bankrotterklärung auf den Fuß! Noch am 2. Januar war in der FLZ von der Klinikleitung ANregiomeds offiziell verlautbart worden: "Wir sind zwar seit vielen Jahren pleite, aber auf einem guten Weg!" Im Wesentlich ging es darum öffentlich darzustellen, dass sich der Konzern zwar seit Jahren in finanzieller Schieflage befände, aber im operativen Geschäft alles planmäßig laufe und zum Besseren geführt werde. Der Fortbestand der kommunalen Trägerschaft sei nicht in Gefahr. Doch wie sieht es in Wahrheit aus? Keine zwei Wochen nach dieser Mitteilung musste man öffentlich einräumen, dass der Chefarzt der Gynäkologie, Herr Dr. Hornbacher, und nahezu sein gesamtes Leitungsteam gekündigt haben und ANregiomed verlassen werden. Darüber hinaus ziehen stetig sinkende Patientenzahlen und ein gravierender Personalschwund immer mehr leere Betten nach sich. Leere Betten führen zu leeren Kassen. Ein Ende ist nicht in Sicht. Dr. Hermann Schröter, gesundheitspolitischer Sprecher der Freien Wähler im Landkreis und Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, sprach am 18. Januar von "einer rasanten Talfahrt und einer eklatanten Fehlentwicklung. Diese führe einzig und allein dazu, dass das Vertrauen der Patienten/innen immer mehr schwinde und die Verluste dadurch zwangsläufig anstiegen. Die Defizitausgleiche von Stadt und Landkreis Ansbach  würden bisher zu keinerlei Verbesserung der medizinischen Situation bei ANregiomed führen. Sie seien verbranntes Geld zum Verlustausgleich des operativen Geschäfts! Nach wie vor ist ein wegweisendes Konzept nicht erkennbar." Andere ähnliche bzw. gleichlautende Veröffentlichungen folgten in der Zwischenzeit.

In einer internen Mitteilung vom 23.01.2020 an die Mitarbeiter sah sich die Klinikleitung offenbar gezwungen, diese und gleichlautende Zustandsbeschreibungen als "unwahr und nicht zutreffend" zurückzuweisen. Es handle sich im Vorfeld der anstehenden Kommunalwahlen um reines Wahlkampfgetöse, dem jeglicher Wahrheitsgehalt fehle. Zudem würden sich hier Personen äußern, die von Gesundheitsversorgung keine Ahnung hätten. Jedoch, der finanziellen Bankrotterklärung (siehe Artikel vom 02.01.2020) folgte die medizinische auf dem Fuße. Der Obmann der Ansbacher Notärzte, Dr. Markus Bucka, sieht am Klinikum Ansbach alarmierende Zustände bei der Patientensicherheit und -versorgung. Er sprach hier wortwörtlich von "lebensbedrohlichen Situationen für die Patienten, die durch den herrschenden Personalmangel entstehen könnten." Rainer Seeger, der Sprecher von ANregiomed, musste auf diese Vorhaltungen hin einräumen, dass derzeit tatsächlich 60 Betten geschlossen seien, die nicht belegt werden könnten. Grund hierfür sei ein Mangel an dafür dringend benötigtem Pflegepersonal. Bei den beiden hier zitierten leitenden Notärzten kann man wohl nicht von medizinischen Laien sprechen, sondern von führenden Vertretern der Ärzteschaft. Sie verfügen was das Einweisungsverhalten der niedergelassenen Ärzte und die Patientenmeinung anbelangt unumstritten über allerbeste Kenntnisse.

Und wie gehen die Betroffenen damit um? Michael Trzybinski, Bürgermeister der Stadt Schillingsfürst, brachte es am 30.01.2020 im vollbesetzten Schlosscafe in Schillingsfürst auf den Punkt: "Ich mache das nicht mehr mit! Wir sind in den Gemeinden nicht mehr länger bereit, immer mehr nur für steigende Verluste aus dem operativem Geschäft bei ANregiomed zu bezahlen und gleichzeitig nimmt die flächendeckende und qualitative Versorgung unserer Bevölkerung immer mehr ab. Eine leere Versprechung folgt der nächsten. Ändern tut sich jedoch gar nichts. Das muss sich schnellstens ändern, sonst geht kein Ansbacher mehr in ein Ansbacher Krankenhaus."

Jürgen Seifert, der parteifreie Landratskandidat der Freien Wähler des Landkreises Ansbach, konstatierte Bürgermeister Michael Trzybinski die Berechtigung seiner Forderung ebenso, wie Dr. Hermann Schröter und Dr. Markus Bucka die Richtigkeit ihrer Aussagen bzw. Feststellungen. Er sei der festen Überzeugung, dass man eine Trendwende -und zwar in jeder Richtung, d. h. von der qualitativen Versorgung der Patienten/innen her gesehen, genau so wie von der Mitarbeiterzufriedenheit und schließlich von den daraus resultierenden finanziellen Auswirkungen- durchaus schaffen könne. Dazu bedürfe es eines nachhaltigen Erwägungen zugrunde gelegten Gesamtkonzepts für alle drei Häuser, Ansbach, Rothenburg und Dinkelsbühl und das MVZ in Feuchtwangen. Ein rein monetärer Sparkurs erreiche dieses Ziel offensichtlich und nachweislich nicht. Es müsse aus seiner Sicht bei allen Überlegungen der Mensch im Mittelpunkt stehen. "Denn wir haben es hier auf allen Ebenen mit Menschen zu tun; bei den Patienten und Patientinnen, bei den Ärzten und Ärztinnen und beim Pflegepersonal." Es sei für ihn auch unverständlich, warum man bei den bisher eingeleitenden Steuerungsmaßnahmen neben der Aufrechterhaltung der Grundversorgung in ROT und DKB und der Schwerpunktversorgung am Klinikum Ansbach keine Spezialisierung dieser Häuser ins Auge gefasst habe, die darüber hinaus ginge. Die Entwicklung im Gesundheitswesen zeige eindeutig auf, dass nur so der Turnaround zu schaffen sei. Aus den Gesprächen, die er bisher mit Betroffenen geführt habe, könne er nach wie vor eine hohe Motivation und Bereitschaft erkennen, genau daran mitzuarbeiten und ANregiomend wieder auf einen guten Weg zurück zu führen. Er verspüre aber auch eine permanente Überlastung und Überforderung seitens der Mitarbeiter/innen und  eine Angst um den Arbeitsplatz. Das Vertrauen in die bisher eingeleiteten Maßnahmen schwinde besorgniserregend. Seifert zufolge sei es höchste Zeit, das Steuer herumzureißen, damit man baldmöglichst zu einer qualitativ hochwertigen  Patientenversorgung zurückkehren könne. Damit würde auch die Zufriedenheit auf allen Ebenen steigen und damit das Ansehen von ANregiomed in der Öffentlichkeit. Dies wiederum brächte eine höhere Auslastung der Betten mit sich und damit steigende Einnahmen. "Dann sind wir wirklich auf einem guten Weg." so sein Fazit. Abschließend muss man feststellen, dass die gebetsmühlenartigen Bekundungen "Wir können positiv in die Zukunft schauen, mit uns haben Sie einen zuverlässigen Partner für ein ANregiomed auch weiterhin in kommunaler Trägerschaft" sich derzeit eher als bloße Worthülsen darstellen. Wie dies jedoch realisiert und finanziert werden soll, das bleibt im dunklen. Wenn diesen Versprechungen keine entsprechend erfolgreichen Taten folgen, werden die im Moment Verantwortlichen jedoch nicht Wort halten können!